Hochmodernes und Antikes im Programm

(gk) Der Ausflug des Häzemer Dorf- und Kulturvereins begann mit einer Führung im Backhaus Bickert. Seniorchef Anton Bickert führte die Gruppe mit viel Leidenschaft und Engagement durch den ca. 4000 m²-Neubau des Unternehmens im Großostheimer Ortsteil Ringheim.
Er präsentierte dabei zunächst die Geschichte des Unternehmens, das im Jahr 1911 durch dessen Vorfahren Adolf Geiß seinen Anfang nahm. 1954 kam als Meilenstein zur Bäckerei noch die Belieferung von Lebensmitteln an kleinere Supermärkte hinzu, die später wieder eingestellt wurde, da diese immer mehr durch große Märkte verdrängt wurden. „Im Jahr 1990 hatten wir ca. fünfzehn Geschäfte, heute sind es fast 50 Verkaufsstellen“, so Anton Bickert. Die Begriffe Tradition, Regionalität, Hochwertigkeit und Saisonalität fielen immer wieder in seinen Ausführungen und sind ihm sehr wichtig. Die Gruppe bekam einen Gesamtüberblick über die einzelnen Abläufe der jeweiligen Produkte. Hochmoderne – großteils computergesteuerte – Maschinen, Kühlhäuser, Klimaanlagen, Fertigungsbänder und vieles mehr wechselten sich bei dem Rundgang durch die Hallen ab. Interessant für die Teilnehmer waren auch die Einzelheiten zu den Arbeitszeiten, Zulieferern, Mengenangaben, Produkten, Auslieferungen und zur umfangreichen Logistik, die hinter den Prozessen steckt. Die Vielfalt der Produkte bringt zwangsläufig eine Palette an verschiedenen Maschinen, Arbeitsabläufen und Zutaten mit sich. Dass Hygiene dabei oberstes Gebot ist, ist selbstverständlich. „Es gibt auch eine historische Verbindung von uns zur Tannenmühle in Habitzheim“, konnte Anton Bickert berichten. „Mein Urururgroßvater hatte damals Geschäftsbeziehungen mit der Mühle“, so der Seniorchef schmunzelnd.
Nach ca. 90 Minuten schloss Anton Bickert seine Führung mit einem kleinen Give-away in Form einer Kostprobe seiner Produkte für die Gäste, die beeindruckt und um einiges Wissen mehr zum Mittagessen zur Brauereigaststätte Eder-Keller in Großostheim fuhren.
Im Bachgaumuseum im Fachwerkhof Nöthigsgut am Marktplatz, einem ehemaligen Lehenshof der Mainzer Dompröpste, begrüßte dann der Leiter des Museums Ewald Lang die Gruppe mittags zu einer Führung.
Die Exponate des Museums füllen etwa 1100 m² Ausstellungsfläche. Die Gruppe hatte daher viel zu sehen.  Los ging es direkt am Eingang mit einem aufgebauten alten Krämerladen. Viele historische Werbetafeln umrahmten ihn und ließen bei vielen Kindheitserinnerungen hochkommen. Diese wurden auch durch die vielen großen und kleinen Geräte aus Landwirtschaft und Handwerk, die in den nächsten Räumen folgten, wachgerufen. So sorgte auch das sofortige Wiedererkennen einer Transmission, d.h. eines historischen Riemengetriebes, für Erheiterung. Pflüge, Dresch- und Drillmaschinen, Ölmühlen und der ins Auge stechende Schweinetransporter seien hier beispielhaft genannt. Ewald Lang präsentierte die Gegenstände mit viel Wissen und Humor. So streute er auch viele Redensarten bzw. Dialektwörter und deren Herkunft in seinen Vortrag. „Woher kommt der Ausdruck ‚Labbeduddel‘? Weiß das jemand?“, so Ewald Lang mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. „Der Begriff ‚Labbeduddel‘ kommt von dem Lappen, der mit Schnaps und Zucker getränkt wurde, damit Säuglinge ‚eiduddele‘ (einschlafen). Das war der Vorläufer vom Schnuller“, folgte seine Erklärung, nachzulesen bei Wilhelm Buschs „Der Schnuller – Kapitel 1“. Viel Vergnügen bereitete den Gästen auch der Vergleich des „Äisdmerisch“ (Ostheimerisch) mit dem „Häzemer“ Dialekt, beispielsweise das „houn“ und das „häwwe“.
Mit solchen Hinweisen ging die Führung kurzweilig zu den aufgebauten Werkstätten und Gerätschaften von Seilern, Tünchern, Wagnern, Schmieden, Bierbrauern usw.
Beeindruckend waren auch die Abteilungen „Bürgerliches Wohnen“ und die kirchlichen Ausstellungsstücke: Flügelaltar, Grossostheimer Krippchen, Messbücher, Bibeln und vieles mehr. Den Abschluss bildeten Textilien, darunter die „Stehsaach-Hose“ für Frauen und die bekannten Liebestöter, die Schneiderei und die Puppensammlung. Nähere Informationen befinden sich auf der Homepage des Museums unter www.bachgaumuseum.de.
Der gelungene Tag wurde zu guter Letzt von den Teilnehmern mit einem Eis auf dem Marktplatz gekrönt.